Die Opfer des Terrors, das sind nicht die Toten. Ein Terrorist tötet nicht, um zu töten. Er tötet, um Angst zu verbreiten. Terror, das bedeutet Angst, nicht Tod. Die Opfer des Terrors sind nicht die Toten. Die Opfer des Terrors sind alle jene, denen der Terror Angst macht. Die auf die Angst reagieren mit Hass,…
Kategorie: denkanstösse
Psychosomatik für Fortgeschrittene IV: Der Geist und der Körper
Die Angewohnheit, Körper und Geist als zwei getrennte Einheiten anzusehen, ist kulturell bedingt. Das stammt von einer generellen Weise, die Dinge zu betrachten. Gut oder Böse, Himmel oder Hölle, Schuld oder Sühne, Stones oder Beatles, Basel oder Zürich – ich schweife ab. Was bleibt: abendländischer Bipolaritätswahn. Wir haben es nicht anders gelernt, wir können es…
Winterparanoia
Und manchmal wird das metaphysische Gruseln, die kosmische Grundparanoia zum feuerspeienden Drachen, türmt sich als brausende Windhose vor einem auf, nimmt die Sicht auf alles andere als das Eine, das Projekt, die Projektion, nach welcher die Angst verlangt, denn wovor genau, wissen wir das denn? Einfacher ist das aktive Definieren, das Beziehen auf das naheliegendste…
Hahnenkampf
Auf einem Stück brachen Landes am Rande der Stadt ein Zelt, darunter behelfsmässige Tribünen aus rohen Brettern und Blech, bepackt mit Mexikanern jeden Alters, Archetypen ein jeder für sich selbst, gespannt und aufgeregt, um ein sandiges Rund eingeschlossen von getäfertem Holz, beleuchtet vom kalten Schein fünfer Energiesparlampen, der Lärmpegel ist beinahe unausstehlich, Bier und Tacos…
Konsuminferno
Eine breite staubige Strasse zwischen vier- und fünfstöckigen gelben und orangen Häusern im nachempfundenen Kolonialstil, im Stau stehende Ungeduldige ohne Partikelfilter und mit lauten Hupen, drängelnd und spurwechselnd, zu beiden Seiten Läden, Diskotheken müsste man sagen, jede ein anderes Produkt, eine andere Musik, mit Konzertanlagen auf der Strasse vor dem Eingang, einige davon einfach nur…
Stadt der Clowns
Im Tal der Hundert Täler im Tessin, in einem kleinen Dorf an der Melezza, die sich hier durch ihr breites Bett aus weissen strausseneiergrossen Kieseln schlängelt (so dass man, wenn man die Szene betrachtet, denkt: wie auf einem fremden Planeten, als wüsste man, wie es auf einem fremden Planeten aussieht) werden in einem unscheinbaren Haus…
Knabenschiessen
Es werden wieder Knaben geschossen in Zürich. Ich bin zum ersten Mal hier auf dem Albisgüetli, habe keine Ahnung. Das Albisgüetli, der Name, klar ist der bekannt. Und konnotiert mit den Rechteren. Natürlich. Aber darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Chilbi – und dabei fällt mir ein, dass es im Baseldeutschen gar keinen Begriff dafür…
Nationalfeiertag
Die Schweizerfahnen kriechen aus ihren Verstecken, werden aus der Truhe geholt, wo sie morgen wieder säuberlich gefaltet vesorgt werden. Man sieht es ihnen an: ein grobes Netz feiner Bügelmarken zieht sich rechtwinklig darüber, und sauber gewaschen sind sie, als würden sie einmal im Jahr, nach ihrem Einsatz in der Sommerbrise vom Staub des Nationalfeiertags befreit…
Neubeginn
Wie man sich verknüpft, vernetzt, verknotet wiederfindet im Schnittmuster des Bewusstseins, gewachsen und erwachsen aus tausend Leben, Maschengebilde zwischen Erfahrungen, hundert mal zerrissen und geflickt, Knoten, die ein Vielfaches der Verbindungen bilden, kaum sichtbar ist mehr jede Struktur, aufgeknüpft, verfangen, nach Luft schnappend weil wie beim Hai das Vorwärtsbewegen Atmung bedeutet und Stillstand Ersticken. Und…
Aye
Die schöne Hafenstadt, so wunderbar, so lebendig, so heimisch sie sich anfühlt, hat nichts mehr zu bieten. Andere Händler sind angekommen, die ihre Geschäfte nun tätigen, die ihren Profit schlagen wollen, und das sollen sie tun. Ich setze die Segel, löse die schweren Taue, von der langen Liegezeit schon mit grünfaserigen Vorhängen aus Tang behängt…
Mädchen im Park
Manchmal denke ich, ich komme nur wegen der Eichhörnchen hierher. Und jedesmal wenn ich hier bin, fällt mir ein, dass ich ihnen Nüsse kaufen wollte. Dann denke ich, dass ich wohl doch nicht wegen der Eichhörnchen hier bin, auch wenn es hier so viele von ihnen gibt, sonst würde ich die Nüsse wohl mal gekauft…
Wind
Ruhige See, kein Ufer zu sehen, kein Olivenzweig, das Wasser wie ein Spiegel, ohne Störung, ohne Rührung, die Flaute und das Warten, machtlos, ohnmächtig, zeittotschlagen und sich nicht rühren, die Vorräte, von denen man gezehrt hat, die Erinnerungen, die Vorstellungen, die Träume gehen langsam zur Neige und noch immer: kein Wind in Sicht. Und dann…