Entschuldigung

Ablass unserer Gesellschaft, egoistischer Freispruch in Zeiten schlechten Gewissens, ein Sorry genügt und alles ist gut, zumindest für den Canossagänger, denn dem Beentschuldigten bringt das Ganze nicht viel, einzig das Wissen darum, dass der Bittsteller sich bewusst ist, dass seine Taten nicht gerecht und weil mit Nachspiel behaftet auch nicht fertig sind. Schuld und Unschuld,…

Wahrnehmung

Zum einen nicht das, was wirklich existiert, sondern das, was Du als wahr empfindest. Dabei gibt es nicht einmal das Unwahre: wäre es nicht wahr genommen, würde es für Dich nicht existieren. Zum anderen ein aktiver Prozess: nehmen. Es wird nicht an Dich herangetragen, Du nimmst es Dir. Also ein mehr oder weniger, je nach…

wer wir sind

wer wir sind, das wissen wir nicht. wir sind anders. jeder von uns. anders als die anderen. und auch anders als wir selbst waren, bevor wir uns fragten, wer wir sind. in jeder sekunde sind wir jemand anderes. in jedem aufeinandertreffen mit anderen sind wir anders. werden anders. werden die anderen. und deswegen sind wir…

Liebende

und ganz langsam löst er sich aus seinem körper und schwebt hinauf in die decke des zimmers hinein die nicht mehr da ist durch sie hindurch durch das dach, hinauf der dicken grauen wolkendecke entgegen immer weiter hinauf und er fühlt in sich die liebe dieser welt erfüllt warm umarmend er breitet seine arme aus…

In die Seele tauchen die glitzernde Nacht mit der Hand greifen ins Herz tragen und da behalten für die Zeit wo zuhause wieder schmerzt

Abseits

Festival der Kulturen, Karneval der Kulturen, Respektakel, wie sie auch alle heissen… Zusammenkünfte der immer gleichen anderen Stände, Gerüche, Farben, Klänge. Curry, Mah-Mee, Kufta, Tropical Kitchen, Hummus und irgendwo steht auch ein verlassener Wurststand. Überall Musik, Stehaufkünstler, Stelzenläufer, Jongleure, ein buntes Durcheinander aus Talenten, Identitäten, Darstellern, Selbstdarstellern, eine Reizüberflutung der angenehmen Sorte. Daneben irgendwo, an…

Schaffen

Der Prozess des Schreibens: Wie ein Nebel dringt die Idee durch jede Ritze, durch jeden noch so kleinen Zwischenraum, drängt sich in die Gedanken, bis sie nicht zu verdrängen ist und der einzige Weg mit ihr umzugehen, die einzige Methode, sie loszuwerden, ist, sie aufzuschreiben. Und so versucht man den Nebel einzukreisen, einzugrenzen, fassbar zu…

Zeit/T/Raum

Wie ein Reisender zwischen Raum und Zeit, wartend in Räumen ohne Eigenheit, ohne Eigenschaft, ohne Gesicht, zu weit und gleichzeitig so dicht dran ist das ewige Ziel Deiner Reise, das Du einsam teilst mit den vielen die gleich sind, mit allen anderen die genau gleich wie Du etwas anders sind: die Freiheit. Sie hält Dich…

Fels in der Brandung

Grenzstein, Mittler, Mittel zwischen Festem und Flüssigem, Macht und Ohnmacht, Beherrschung und Verlorenheit. Von der einen Seite reizvoller Blick in schäumende Abgründe voll Gischt und Chaos, Wachturm und Bastion vor dem Ungesehenen, Geahnten, Gefürchteten. Auf ihm steht der Schaulustige, der Gaffer, der, durch die vorgestellte Gefahr angelockt, nach dem Ungeordneten, dem Heillosen trachtet, nach dem…

Liebeserklärung

Basel ist keine grosse Stadt. Lebt man hier einige Jahre oder Jahrzehnte, dann kennt man jede Ecke, jeden Ort auswendig, man kann sich im Geist durch die Strassen bewegen und sieht dann sogar die Leute, die gerade in dem Moment wahrscheinlich dort sind. Man kennt die Menschen, man trifft sie da und dort, überall, jederzeit,…

Und immer noch strecken sie die Arme gegen den Himmel und erwarten, dass einer ihnen gibt was sie verdienen, mit den Augen in den Wolken, mit den Gedanken in den Sternen vergessen sie, wo ihre Füsse stehen und können sie nicht mehr bewegen, nicht einmal mehr auf der Stelle können sie treten, denn an ihre…

Pferdestärke

Und wieder der Rhein: man muss sich mal vorstellen, der Rhein ohne Wasser, als ausgeebneter Kanal mit griffigem Geläuf nach bester Circus Maximus-Manier, ohne allen Schlick und Fahrräder und Gummireifen die da unten jetzt sein mögen, nur weisser feiner Kies, und darauf dreihundert Reihen von jeweils hundert Pferden, alle am selben Geschirr, am selben Strang…